Am Freitag, den 10. November habe ich mich durch unwirtliches Wetter nach Kreuzberg in die Galerie der Goldschmiedin und Ethnologin Martina Dempf begeben, um mir einen Vortrag von Angelika Wolpert anzuhören, der im Rahmen der Ausstellung „Made in Kreuzberg“ stattfand, bei der ein Fotograf und fünf Schmuckkünstlerinnen einen Einblick in ihr Arbeit gewähren.
Angelika Wolpert ist Goldschmiedin, Schmuckgestalterin und Künstlerin. In ihrem Vortrag führt sie unprätentiös und nahbar durch ihr künstlerisches Werk. Retrospektiv blickt sie auf ihren Werdegang zurück und legt dar, wie sie als Goldschmiedin vom Arbeiten mit dem Werkstoff Metall zum Papier kam.
Schon früh arbeitet Wolpert mit Hohlkörpern, was der erste Hinweis darauf ist, dass sich ihr Schaffen in Zukunft in Richtung Skulptur bewegen wird. „Ich wollte einfach keine Blechdosen mehr machen“, so beschreibt sie ihren starken Drang mit einem Material zu arbeiten, das sich plastisch formen lässt. So kommt sie zum Pappmaschee, welches sie zunächst bemalt und später dann mit Farbpigmenten versieht und schöpft dann auch selbst Papier. Es entstehen Arbeiten, die Schmuckstück und gleichzeitig Skulptur sind. Spielerisch bewegt sie sich zwischen größeren Skulpturen und Schmuckstücken hin und her. Am Schmuck, den sie als Kleinod bezeichnet, reizt sie bis heute das Format.
Angelika Wolpert überrascht immer wieder mit völlig neuen Ansätzen. Eines Morgens beim Schauen in die Teetasse – so die Künstlerin – erblickt sie einen Teebeutel, der eine neue Schaffensperiode auslöst: Sie experimentiert mit diesem Beutel, versucht seine Konstruktion zu ergründen, ihn mit verschiedenen Teesorten in unterschiedlichen, zarten Farbnuancen zu färben. Sie ist fasziniert von der Zartheit, die von einem Teebeutel ausgeht. Als nächstes beschäftigt sie sich mit Papierstreifen, die beim Schneiden mit dem Stapelschneider entstehen. Aus diesen Schnipseln entwirft sie zarten Halsschmuck. „Schmuck Gesten“ heißen diese Colliers, die in Glaskästen an der Wand hängen. Das Collier an sich hat keine Funktion mehr, was zählt ist die Idee, die der Betrachter bei diesen Schmuckstücken hat; die Vorstellung davon, wie diese zarten Papierketten am eigenen Körper aussehen, wie sie sich anfühlen werden.
Was sie immer wieder antreibt ist die Neugierde auf Neues: sobald sie eine Technik wirklich beherrscht, möchte sie weiter schreiten oder könnte man ihre Herangehensweise sogar als Forschen bezeichnen? So sieht sich die Künstlerin selbst: als Forscherin, die neugierig das Material Papier in all’ seinen Facetten erforscht und die Gestaltungsmöglichkeiten dieses Materials ausprobiert.
Keinen Moment habe ich den Gang durch den Regen bereut. Ich bin froh, dass ich diesen bereichernden Vortrag gehört habe und neugierig darauf, was Angelika Wolpert als nächstes erforschen wird.
Bis zum 26.11. 2017 gibt es noch Gelegenheit sich die Ausstellung „Made in Kreuzberg“ anzusehen. Ich kann sie sehr empfehlen.